Der Wunsch nach Krankheit, um eine Auszeit zu bekommen…

Junge Frau liegt krank im Bett, nimmt sich eine Auszeit und macht es sich mit warmem Grießbrei und Tee gemütlich.

Junge Frau liegt krank im Bett, nimmt sich eine Auszeit und macht es sich mit warmem Grießbrei und Tee gemütlich.

Wenn Krankheit zur Auszeit wird – Warum wir uns manchmal wünschen, krank zu sein

Hast du dich schon einmal dabei ertappt, dir eine harmlose Erkältung oder einen grippalen Infekt zu wünschen, um endlich eine Pause vom Alltag zu bekommen? Dieser Gedanke mag ungewöhnlich erscheinen, ist aber gar nicht so selten. In der Psychologie spricht man hier vom sogenannten Krankheitsgewinn, insbesondere dem sekundären Krankheitsgewinn.

Was bedeutet Krankheitsgewinn?

Der Begriff "Krankheitsgewinn" beschreibt die Vorteile, die eine Erkrankung – bewusst oder unbewusst – mit sich bringen kann. Man unterscheidet dabei:

  • Primärer Krankheitsgewinn: Eine Krankheit kann unbewusst dazu dienen, inneren psychischen Stress zu reduzieren. Sie hilft beispielsweise dabei, ungelöste Konflikte zu vermeiden oder sich von belastenden Emotionen zu distanzieren.

  • Sekundärer Krankheitsgewinn: Hier geht es um die äußeren Vorteile, die mit einer Erkrankung einhergehen. Dazu gehören z. B. Ruhe, Aufmerksamkeit, Mitgefühl von anderen oder eine willkommene Auszeit von Verpflichtungen.

Warum wünschen wir uns manchmal, krank zu sein?

Der Wunsch nach einer Krankheit als „Pause-Knopf“ ist oft ein Zeichen dafür, dass die Balance zwischen Anstrengung und Erholung im Leben aus dem Gleichgewicht geraten ist. Wenn der Alltag von Stress, Druck und Erwartungen dominiert wird, kann der Gedanke an einen krankheitsbedingten Rückzug wie eine Art unbewusste Lösung erscheinen. Der Körper und die Psyche senden so eine Botschaft: "Ich brauche eine Pause."

Kann dieser Wunsch das Immunsystem beeinflussen?

Tatsächlich gibt es Hinweise darauf, dass unbewusster Stress und psychische Belastungen das Immunsystem schwächen können. Wenn jemand sich unbewusst nach einer Krankheit sehnt, um eine Auszeit zu bekommen, könnte dies dazu führen, dass das Immunsystem anfälliger für Infekte wird. Chronischer Stress, Erschöpfung und emotionale Belastungen sind bekannte Faktoren, die die Immunabwehr negativ beeinflussen können.

Wann wird es problematisch?

Gelegentlich eine Auszeit herbeizusehnen, ist völlig normal. Problematisch wird es, wenn sich dieser Wunsch häuft oder sogar unbewusst zu echten körperlichen Beschwerden führt. In solchen Fällen spricht man von psychosomatischen Reaktionen, bei denen sich seelischer Stress in körperlichen Symptomen äußert. Auch bei anhaltender Unzufriedenheit oder Erschöpfung sollte genauer hingeschaut werden, ob es nachhaltigere Lösungen gibt, um Stress abzubauen.

Psychosomatische Erkrankungen, bei denen körperliche Beschwerden ohne ausreichende organische Ursache auftreten, sind in der medizinischen Versorgung weit verbreitet. Schätzungen zufolge leiden etwa 20 % der Patientinnen und Patienten, also jeder fünfte in deutschen Hausarztpraxen, an solchen psychosomatischen Störungen.

Was kann helfen?

Statt darauf zu warten, dass eine Krankheit eine Pause erzwingt, kann es hilfreich sein, aktiv für Erholung zu sorgen. Einige Ansätze sind:

  • Bewusste Entspannungsphasen in den Alltag integrieren (z. B. durch Meditation oder Spaziergänge)

  • Eigene Bedürfnisse ernst nehmen und Grenzen setzen

  • Offene Gespräche mit Familie oder Kollegen über Belastungen führen

  • Unterstützung suchen, sei es durch Coaching, Therapie oder ein gutes soziales Netzwerk

Der Wunsch, krank zu sein, ist kein Zeichen von Schwäche, sondern oft ein Hinweis darauf, dass etwas im Leben aus der Balance geraten ist. Wer diesen Impuls erkennt, kann ihn als Einladung verstehen, besser auf sich selbst zu achten – bevor der Körper es für einen übernimmt.

Falls du dich in dieser Thematik wiedererkennst und nach Wegen suchst, mit Stress und Belastung besser umzugehen, kann ein therapeutisches Gespräch neue Perspektiven eröffnen.

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